Die Möllner Briefe – mit Gast
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- fsk Kino, Berlin, DE
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1992 verübten Nazis Brandanschläge auf zwei Wohnhäuser im schleswig-holsteinischen Mölln, drei Menschen kamen ums Leben. Die Stadtverwaltung erhielt hunderte Briefe, die an die Angehörigen der Opfer gerichtet waren, aber mangels einer genauen Adresse dort landeten, Beileids- und Solidaritätsbekundungen an die Überlebenden, Zeichnungen, Gedichte, kleine Trostgeschenke. Einige wurden beantwortet, alle geöffnet und anschließend archiviert – kein einziger wurde weitergeleitet, bis sie 27 Jahre später sie zufällig entdeckt wurden. Der Film nimmt die Briefe zum Anlass, die Unfähigkeit der Behörden, mit solch‘ einer monströsen Tat umzugehen, einmal mehr aufzuzeigen. Im Mittelpunkt steht vor allem aber der Kampf der Überlebenden mit den Folgen der Tat, auch heute noch. Der damals 7‑jährige Ibrahim ist aktiv dabei, die Erinnerung an den Anschlag wach zu halten und über Rassismus in Deutschland zu informieren. Mit ihm besucht der Film drei Verfasserinnen, die Martina Priessner ausfindig gemacht hat. Hätten die Briefe, wären sie damals angekommen, überhaupt geholfen? Die Antwort ist ja, sie hätten zumindest das Gefühl, vollkommen allein zu sein mit der eigenen Trauer, mildern können.
„Struktureller Rassismus hat nach der eigentlichen Tat bei den Überlebenden zu weiteren Verletzungen geführt. Regisseurin Martina Priessner gibt den Zuschauer*innen einen Einblick in ein hoch komplexes Geflecht aus Trauer, Angst, Wut und Liebe, in dem die Kinder der Familie Arslan aufwuchsen. Sie zeigt auch, wie das neu gegründete Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland in Köln sich der Briefe annimmt. Sorgsam, respektvoll und in enger Absprache mit den Betroffenen kümmern sich dessen Mitarbeitende um die Zeitzeugnisse, die tief in die deutsche Seele blicken lassen. Mit einem ganz ähnlichen Ethos befasst sich Die Möllner Briefe mit den Folgen der rechtsextremen Gewalttat.“ Eva Szulkowski | indiekino